Von A nach B, von B nach C, von Familie zu Familie, von Stadt zu Stadt, einmal durch Japan

Wer sein Ziel kennt, findet seinen Weg. [Laotse]

Donnerstag, 3. September 2015

Lasst uns die Welt entdecken!

Hui ui ui!!!! Was für ein Tag! Heute früh bin ich mit dem Gefühl aufgestanden, dass es ein Tag wie jeder andere wird. Doch weit gefehlt! Sehr weit!! 
Früh verlief alles wie immer. Frühstück, Zimmer putzen, Bäder putzen, abwaschen und dann Mittag essen. Gegen zwei kam dann Tsubaki aus dem Kindergarten und wir haben noch etwas gespielt, ehe sie sich zum Mittagsschlaf hinlegte. Ich hatte überlegt, ob ich mich in mein Zimmer verkrümel und etwas schlafe, aber draußen war so schönes Wetter, dass es vergeudete Lebenszeit wäre sich nun hinzulegen. Also schnappte ich mir meine Hüfttasche, in welcher ich Geld, meinen Reisepass und meine Alien Karte habe und machte mich auf den Weg. Vor der Tür stehend, überlegte ich, in welche Richtung ich gehen sollte. Ich entschied mich zwei mal nach links zu gehen und dann einer laaaaaangen Straße zu folgen. 


Ein Ziel hatte ich nicht. Ich lief immer weiter geradeaus, sah nach links und rechts, grüßte die mir entgegenkommenden Menschen und verteilte Lächeln an sie. Bis auf wenige Ausnahmen wurde dies mit einem freundlichen "konnichiwa" und ebenfalls einem Lächeln beantwortet. Die Menschen hier sind so wunderbar freundlich und offen! Ich fühle mich so wohl hier. 


Auf meinem Weg die Straße entlang fielen mir links und rechts immer wieder Häuser auf, welche sehr verlassen aussahen. Einige weckten in mir das Bedürfnis es wieder aufzubauen. Was sich wohl hinter den verschlossenen Türen und Fenstern versteckte? Welche Schätze waren in solchen Häusern verborgen? Wie sahen sie früher aus als sie noch bewohnt waren? 
All diese Fragen geisterten in meinem Kopf herum und erschufen Bilder von wunderschönen Häusern! 


Nach einiger Zeit des Laufens war das Dorf zu Ende und eine lange Bundesstraße verlief sich in den Bergen. Links von mir rauschte das Meer und mit einem Mal hatte ich ein neues Ziel. Ich wollte zum Meer!! 


Aber ich wollte es nicht von einer Brücke aus sehen oder von der Ferne, nein, ich wollte es aus der Nähe sehen. Die Wellen mit den Fingern berühren und über den felsigen Strand laufen. 
Ich ging die Straße parallel zum Meer weiter, bis ich links einen kleinen Weg entdeckte. Er führte in eine sehr rustikal aussehende Gartenanlage und ich hatte null Plan, ob mich dieser Weg zum Meer führen würde. Doch wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Also ging ich den Weg hinunter und schlängelte mich durch die kleinen Gärten, auf einem viel zu schmalen Weg, Richtung Meer. Das Rauschen wurde immer lauter und mit jedem Schritt der Salzgeruch intensiver. Der Weg führte in ein kleines Waldstück und dann, tatsächlich, sah ich das Meer! 


Das Aussehen des Strandes und der Umgebung verblüffte mich so sehr, dass ich erst einmal stehen bleiben musste, um alles auf mich wirken zu lassen. Diesen Anblick kann man einfach nicht beschreiben! Das muss man selbst erlebt haben.
Wie ihr ja wisst, ist Japan eine Vulkaninsel. Das heißt, der Sand hier ist nicht gelb oder weiß wie bei uns sondern tief schwarz, an manchen Stellen sogar fast dunkelblau. Er glitzert in der Sonne, als wäre er mit lauter Diamanten übersäht und ist wesentlich fester als der Sand bei uns an der Nord- oder Ostsee. 
Die schwarzen Felsen ragen aus dem Wasser und trotzen den Wellen des tosenden Meeres. Gischt schlägt an ihnen empor und es ist ein Schauspiel mit so viel Energie und Freude! Es scheint, als würde sich jede Welle mit der anderen messen, ob sie schöner, größer oder stärker ist. 





Nachdem ich das alles auf mich wirken lassen hatte, überlegte ich, in welche Richtung ich gehen sollte. Mich nach links wendend beobachtete ich, wie ein Schiff den Hafen von Takeoka verließ und ging einige Schritte in diese Richtung. Der Strand war voll mit Algen und Müll. Mein erster Gedanke war: ach du jemine! Und das kommt alles aus dem Meer?! Hier müsste mal ein Aufräumtrupp lang. 


Doch als ich im nächsten Moment entdeckte, dass das nicht alles Müll war, verschlug es mir die Sprache! Zwischen dem "scheinbaren" Müll lagen wunderschöne Muscheln! Alle erdenklichen Formen und Farben! 


Zwei, welche mir besonders gut gefielen, säuberte ich im Meer und packte sie in meine Tasche. Mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht lief ich weiter den Strand entlang, bis es nicht mehr weiter ging. Ich sah mich um, kletterte auf einen Felsen und sprang wieder herunter. Ich hatte mich schon lange nicht mehr so frei gefühlt! Alles war auf einmal so leicht, als würde es keine Probleme auf der Welt geben. 
Mich meinem Ausgangspunkt zuwendend hörte ich näher kommende Rotorschläge von Hubschraubern. Im nächsten Moment tauchten über mir zwei riesige Millitärhubschrauber auf und überflogen die Bucht. 


Ich hätte nie gedacht, dass ich diese riesigen Gefährte mal in Aktion sehen würde. Doch scheinbar musste ich erst hierher kommen, um das zu sehen. 
Als sie weit genug weg waren und die Zikaden wieder zu Zirpen begannen, begab auch ich mich wieder auf meinen Weg, den Strand in der anderen Richtung zu erkunden. 
Hier waren mehr Felsen als Sand und ich entdeckte kleine Becken in den Felsen, lief über vom Meer geschaffene Felsbrücken und sprang über kleine Abgründe.




 Es war ein Biotop für sich! Kleine Krabbeltiere flüchteten vor meinen Schritten und wenn ich mich hinhockte, entdeckte ich Muscheln, Schnecken und anderes Getier, welches sich an den Felsen fest anklebte. 


Doch auch dieser Teil des Strandes sollte bald zu Ende sein. Einen Moment ließ ich die Szenerie auf mich wirken, ehe ich den Strand zurückging. Immer auf den Boden schauend und auf meine Schritte achtend, entdeckte ich bald einen Hühnergott. 



Ich denke, viele von euch kennen diese Art von Stein. Jeder kann den Blickwinkel auf die Welt verändern, wenn er durch das kleine Loch schaut. 
Zum Abschluss meiner Wanderung am Strand ließ ich mich im Lotussitz auf einem der Felsen im Wasser nieder. 


Hier, umgeben nur von Wellen und Wind, konnte ich zur Ruhe kommen und das Erlebte nochmal auf mich wirken lassen. Ich lauschte dem Wind und dem Wasser, den Schreien der Möwen und der Seeadler. Solch eine friedliche Stimmung! 
Nach einiger Zeit des Sitzens stand ich wieder auf und machte mich auf den Rückweg. An der Straße angekommen, überlegte ich, ob ich wieder zurückgehen wollte oder mich im Dorf noch etwas umschaue? Ich entschied mich für letzteres und ging die Straße weiter ins Dorf. Ich kam an sich ausruhenden Bauarbeitern vorbei, welche im Schatten einer Mauer ihr Mittag aßen, ich sah eine alte Frau, welche gemächlich und ohne Hast ihre Kiepe nach Hause trug. 


Ein Gebäude auf der anderen Seite der Straße weckte meine Aufmerksamkeit und ich folgte meiner Neugierde. Ich weiß absolut nicht warum, aber ich stand nach einiger Zeit wieder auf einem Friedhof. 






Dieses Mal jedoch war er wesentlich neuer und gepflegter als der auf meiner letzten Wanderung. Ich sah einige Menschen, welche Blumen auf den Gräbern austauschten oder einfach nur auf einer der Bänke saßen. Ich verließ den Friedhof und lief weiter Richtung Süd-Westen. Auf der linken Seite entdeckte ich einen kleinen Einkaufsladen, in dem ich mir auf dem Rückweg etwas Süßes kaufte. Ich lief und lief die Straße bis zu ihrem Ende, entdeckte ein europäisch aussehendes Haus und spähte durch die Tür eines sehr heruntergekommenen japanischen Hauses.



 (Eigentlich wollte ich hineingehen, aber ich habe dem Boden nicht ganz vertraut, ob er mich noch tragen kann.) 
Auf dem Rückweg sah ich immer wieder nach rechts den Hang hinauf und sah durch die Bäume ein Schreindach blitzen. Das wollte ich mir näher anschauen. Gedacht, getan, angekommen und überwältigt gewesen! In meinem letzten Bericht habt ihr einen verlassenen Schrein gesehen. Hier seht ihr einen, welcher genutzt und intakt ist! Wunderschön oder!? 





Nachdem ich all dies in mich aufgesaugt hatte, machte ich mich wieder auf den Rückweg. Seit meinem Aufbruch waren gerade mal zwei Stunden vergangen. Doch es kam mir so vor, als wäre ich den ganzen Tag unterwegs gewesen, so viel hatte ich gesehen. 
Bis zum Abend half ich noch im Haushalt und spielte mit Rinka und Tsubaki. Der Tag war so schnell rum und ich kann immernoch nicht glauben, dass ich schon zwei Wochen hier sein soll!!! 

Nun meine lieben Leser/Begleiter, mal sehen, was die nächsten Tage so bringen. Ich halte euch auf dem Laufenden. 
Eure Tanja 

3 Kommentare:

  1. Wahnsinn, wie viele Schreine es doch dort zu geben scheinen mag ... So oft, wie du einen entdeckst ... (Oder kommt mir das nur so viel vor, weil es hier sowas ja überhaupt nicht gibt XD)

    LG
    Isa-chan

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  2. Das ist so schön. Ich freu mich mit dir und bin sehr glücklich dass ich auch ein bisschen von dieser fremden Welt kennen lernen darf. Mach weiter so. Wir sind alle sehr neugierig.

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  3. echt schön dort...ich muss aufpassen das ich nicht gleich auch nach japan fliege :D

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