Von A nach B, von B nach C, von Familie zu Familie, von Stadt zu Stadt, einmal durch Japan

Wer sein Ziel kennt, findet seinen Weg. [Laotse]

Montag, 14. September 2015

Go Go Nihon!

*Dim dim dim, dimdim, dim dim* tönt es aus dem Handy und ich schalte total verpennt den Wecker aus. Heute ist Sonntag, denke ich, irgendwas war heute. Ich reibe mir nachdenklich den Restschlaf aus den Augen und dann fällt es mir wieder ein.
!!!! Heute treffe ich mich mit Julien!!!!
Sofort bin ich hellwach und freue mich total auf den heutigen Tag. Kurz nach neun bin ich aus dem Haus und auf dem Weg zur Bahnstation. Auf meiner Strecke nach Tokyo will ich noch zwei Zwischenstopps machen, um ein Päckchen abzuholen und mir eine Tasche zu kaufen, welche ich am Vortag entdeckt hatte.
Gesagt, getan!
Erster Stopp: Kazusa-Minato Station. Im Family Mart das Päckchen geholt, was erstaunlich einfach war und gleich noch etwas zu Essen mitgenommen.




Zweiter Stopp: Kimitsu. Hier schnell zur Einkaufspassage gelaufen, die Tasche geholt und noch einen Pulli entdeckt, der auch noch mitgenommen wurde.



Dritter Stopp: TOKYO!!!
Nachdem ich angekommen war und Google Maps mich zielstrebig zu Juliens Hostel führte, wuchs die Aufregung mit jedem Schritt. Wir hatten uns über zwei Jahre nicht gesehen und kaum voneinander gehört. Im Hostel angekommen, fand ich ihn an einem PC sitzend. Die Freude des Wiedersehens war EXTREM groß!!!


Nachdem wir uns etwas ausgetauscht hatten, ging es los. Erst liefen wir durch Asakusa und sahen uns das Viertel an. Ich finde, es ist mit eines der schönsten Viertel Tokyos, da es noch viele alte und traditionelle Häuser hat. Die Straßen sind zum Großteil Fußgängerzonen und die Anzahl der Menschen ist überschaubar. Julien zeigte mir den Sensou-ji, einen buddhistischen Tempel aus dem Jahre 700 n.Chr. Durch den häufigen kulturellen Austausch der beiden Nationen China und Japan, mutet er etwas chinesisch an. Ich war überwältigt beim Anblick dieses riesigen Gebäudes! 




Auf dem Weg Richtung Haupttempel kamen wir an zwei Gebäuden entlang, die links und rechts des Weges standen.


 Auf dem großen Schild stand Mikuji (みくじ).
Das ist ein sogenanntes "Lotterie-Orakel" und dessen Benutzung relativ einfach ist. Hier eine kleine Anleitung:

1. Lege 100 Yen in den Geldschlitz und schüttele anschließend die silberne Dose, welche Holzstäbe enthält.

2. Drehe sie mit dem Loch nach unten und rüttele so lange, bis ein Stab herauskommt. Auf ihm siehst du eine Nummer, welche du nun an den Fächern vor dir suchst. Aber Achtung, es gibt keine Reihenfolge. Du musst also wirklich suchen!!


3. Wenn du das Fach dann gefunden hast, nimm einen Zettel heraus und lies ihn dir sehr gründlich durch.


4. Bist du fertig, falte den Zettel zusammen und knote ihn an ein Metallgestänge. Jetzt nur noch warten und fest dran glauben. Es wird auf alle Fälle früher oder später eintreffen.


Auf dem weiteren Weg zum Haupttempel gerieten wir auf einmal in eine Wolke aus Rauch. Doch nicht etwa der beißende Rauch von verkohltem Holz, nein, es war der Rauch von tausenden Räucherstäbchen in einem großen Trog. 


Auch dies ist ein alter, japanischer Brauch. Mit dem Rauch soll man sich "reinwaschen". Wir folgten dem Beispiel der umstehenden Japaner und fächelten uns Rauch zu. Wir "betupften" unsere Köpfe, Arme und den Oberkörper.
Gereinigt ging es nun die Stufen zur Haupthalle empor! 


Oben angekommen, sprachen wir noch ein Gebet an die Kami (Götter) und äußerten einen Wunsch.
Das Innere des Schreins übertraf das Äußere um Längen! Prunkvolle Verzierungen, farbenfrohe Bilder und warmes Licht in allen Ecken und Winkeln!


Nachdem wir das alles auf uns hatten wirken lassen, verließen wir den Tempel und gönnten uns ein Kakigouri. Das ist zerstoßenes Eis mit Sirup darüber. Und das schmeckt einfach SOOOO GUT!!!! *_*


Nachdem wir das Schreingelände verlassen hatten, ging es weiter durch Asakusa. Wir fanden ein großes Kaufhaus, welches alle japanischen Klischees bediente. Von bunt über laut, nach voll bis einfach unglaublich!
Einige Zeit liefen wir einfach ziellos durch die Straßen und genossen es einfach, das hier alles erleben zu dürfen. Es war kein Zeitdruck oder sonst etwas Störendes da, so dass wir alles auf uns wirken lassen konnten.
Nach einer Kleinigkeit zu Essen und Geld abheben, entschieden wir uns dafür, gegen Abend noch auf den Tokyo Sky Tree zu gehen. 


Ich wollte unbedingt Tokyo mal bei Nacht von oben sehen und das war die perfekte Gelegenheit. Da Julien mit der Idee ebenfalls sympathisierte, machten wir uns auf den Weg.


 Durch den Kuritsu Sumida Park, mit all seinen Eigenheiten und Eis, 





über die Sakura-bashi Bridge 



bis zum Tokyo Sky Tree (634m hoch). 


Dort angekommen, kauften wir uns zwei Karten, welche uns um 18:30 eine Fahrt auf eine riesige, verglaste in 350m befindliche Aussichtsplattform brachten. Beim Hochfahren mit dem Fahrstuhl, welcher mit 600m/min in die Höhe rauscht, bekam ich Druck auf die Ohren und beim Aussteigen fühlten sich meine Knie an, als wären sie aus Pudding. Doch das lange Warten in den Schlangen und die rasante Fahrt sollten mit einer spektakulären Aussicht und unglaublich intensiven Gefühlen belohnt werden. In dem Moment, als wir an die Panoramascheibe traten und auf das nächtlich leuchtende Tokyo unter unseren Füßen schauten, verschlug es mir den Atem. Für einige Zeit starrten wir einfach still und ehrfürchtig auf das riesige Lichtermeer unter uns. Diese Sekunden waren gefüllt mit Glück, Liebe, Freundschaft und unendlicher Bewunderung! An dieser Stelle nochmal ein Danke an Julien, dass du diesen Moment mit mir geteilt hast. Das bedeutet mir sehr viel!





Wir liefen einmal rundherum und durften sogar ein kleines Feuerwerk in der Ferne bestaunen. Wir genossen den Ausblick und schossen einige schöne Bilder. 



Auf dem Weg wieder nach unten, versuchten wir das Erlebte zu verarbeiten und tauschten uns über unsere Gedanken in diesen Momenten aus. Mit jemandem zusammen diesen Tag zu erleben, ist so viel schöner als allein.



Unten angekommen, ging es für uns wieder zurück Richtung Asakusa Station, wo wir dann zum krönenden Abschluss noch Sushi aßen.



Um 22:34 ging es für mich wieder raus nach Takeoka und unsere Wege trennten sich vorläufig.
Dies wird mit Sicherheit nicht das letzte Mal gewesen sein, dass wir zusammen etwas erleben.
Nachdem ich dann um halb eins im Bett lag, schlief ich schnell, erschöpft, aber überglücklich ein.
Ich muss sagen, so im Nachhinein betrachtet, war das der schönste Tag meiner bisherigen Reise!    




2 Kommentare:

  1. Neid, einfach nur ganz ganz gaaaanz viel Neid! :'D

    LG
    Isa-chan

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  2. schön euch beide so glücklich und zufrieden zu sehen. Viel spaß euch beiden noch!! Hab euch lieb :)

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