4.-5.-6. September - schnelle Zeit

Ich muss schon sagen, die Tage hier fliegen an mir vorbei, die Zeit rast und ich bin nun schon ganze zwei Wochen und drei Tage hier. Langsam aber sicher gewöhne ich mich an das Essen und fange an, immer mehr zu verstehen. 

Die Kinder sind mir inzwischen schon so ans Herz gewachsen, dass es wahrscheinlich kein leichter Abschied in 4 Wochen wird... Aber will ich mal noch nicht von Abschied reden, sondern von dem, was ich hier erlebe.
Gestern und vorgestern waren zwei stressige Tage. Ich habe von früh bis Abend auf die Kinder aufgepasst, mit ihnen gespielt und ihnen meine Kraft und Aufmerksamkeit geschenkt. Wir haben viel gelacht und hatten unseren Spaß. Ab fünf hat Yukari (die Mama der beiden) dann meinen Job übernommen, ich band mir meine Schürze um und half bis neun in der Küche. Dann gab es spät Abendessen und ich fiel müde und geschafft in mein Bett. 

Heute dagegen ist der Tag wesentlich entspannter. Klar, ich passe wieder viel auf die Kinder auf, doch heute scheinen alle ruhiger zu sein. Mit Rinka habe ich englische Kindergeschichten gelesen und auch Tsubaki hat aufmerksam zugehört. Anschließend lasen wir noch ein japanisches Kinderbuch und ich war erstaunt, wie gut ich doch schon lesen kann. (Auch wenn ich so gut wie nichts verstanden habe.) 

Yukari und Munenobu haben dann noch das Bad umgeräumt, da dort heute eine neue Waschmaschine eingebaut wurde. Für das neue Bad haben Rinka, Tsubaki und ich dann noch das Regal weiß angemalt. 

Dementsprechend sahen wir und unsere Kleidung auch aus. 

Nachdem ich meine Sachen gewaschen hatte und wieder draußen war, spielte ich noch mit den beiden Kids im oder besser mit dem Wasser. Eine sehr witzige Angelegenheit. Mir Schmerzen jetzt noch die Wangen vom Lachen.  

In meiner darauf folgenden Pause sagte Munenobu (mein Gastvater), dass wir am Abend noch zu einer kleinen Party mit Barbecue eingeladen sind und ob ich denn mitkommen wollte. Ich stimmte zu und gegen sechs machten wir uns auf den Weg. Es war ein sogenanntes Barbecue Café. Man saß draußen an Tischen, in deren Mitte ein Loch war, wo ein Grill drin stand und darauf das Essen zubereitet wurde. Die Menschen, welche uns empfingen, waren freundlich, zuvorkommend und lustig! Mir fiel ein junger Mann auf, welcher meiner Schätzung nach Mitte zwanzig war. Ich wurde vorgestellt und die jüngeren Leute der Gesellschaft musterten mich neugierig. Der junge Mann fragte Munenobu immer wieder, was dies oder das auf Englisch heißt und versuchte so ein Gespräch aufzubauen. Wir haben so viel gelacht, da es für beide Seiten nicht einfach war, den anderen zu verstehen. Am Ende hatte ich eine Information, dass er genauso alt ist wie ich, was mich sehr überraschte. Und er hatte die Infos wo ich herkomme, meinen Namen und mein Alter. Wir tauschten mit Munenobus Hilfe Kontakte aus und gegen Ende des Abends brachte er noch ein: "You are so beautiful." über die Lippen. Das erzeugte bei mir einen hochroten Kopf und das ich mein Gesicht hinter meinen Händen versteckte, was bei allen Anwesenden ein herzhaftes Lachen hervorrief. Die Ehrlichkeit dieser Menschen geht einem unter die Haut und ich bin immer wieder überrascht, wie herzlich ich aufgenommen werde! 

Nachdem wir uns verabschiedet hatten und auf dem Weg nach Hause waren, kam ein Taifun auf und wir mussten eine halbe Stunde mit dem Auto am Straßenrand stehen bleiben, bevor wir weiterfahren konnten. Ich hatte noch nie so viel Wasser und Wind auf einmal vom Himmel kommen sehen! Das Auto wackelte extrem und von der Außenwelt sah man nur noch graue Regenschwaden. 

Als der Regen nachließ, fuhren wir weiter und fielen am Abend müde in unsere Betten. 

Und wieder geht ein wunderbarer Tag voller Ereignisse zu Ende und ich freue mich schon, morgen Akihabara (das Anime- und MangaViertel in Tokyo) zu erkunden.