Von A nach B, von B nach C, von Familie zu Familie, von Stadt zu Stadt, einmal durch Japan

Wer sein Ziel kennt, findet seinen Weg. [Laotse]

Mittwoch, 13. April 2016

Versteckt in den Bergen um Kochi

Wer den gelben Stern findet, weiß, wo wir in den Bergen wohnen.
Mit dem Nebel aus den Betten gekrochen, überraschte uns unsere Gastgeberin mit einem Aufräumauftrag. So verbrachten wir den verregneten Donnerstag in einem ihrer zahlreichen Nebengebäude und entdeckten interessanete, nostalgisch-japanische Gartenwerkzeuge. Völlig verstaubt und muskellahm krochen wir noch zur Dusche und anschließend in unsere Betten. Am Freitag wurden wir mit schönstem Sonnenschein und lustigem Vogelgezwitscher aufgeweckt. Wir gaben uns selbst die Aufgabe, aus Bambus, einen neuen Kompost zu bauen. Nach einigem hin und her, wie wir es denn nun anstellen sollten, begannen die großen Bauarbeiten. 
Es wurden Pfähle für die Ecken gesucht, mit der Mini-Kettensäge Bambus gekürzt und neue Bäume gefällt. Wir werkelten den ganzen Tag und konnten am Abend ein sehr gelungenes Ergebnis bestaunen. Unsere Gastgeberin war begeistert und bedankte sich, nach japanischer Manier, tausendmal. 


Takenoko - japanischer Babybambus

Der Samstag sollte für uns ein sehr lehr- und arbeitsreicher Tag werden. 
Denn an diesem super sonnigen Tag, gruben wir Takenoko's aus. Diese Bambussprösslinge wachsen aus den Wurzeln der großen Bäume und sind in Japan ein beliebtes Gericht der Landbevölkerung. Doch diese, in der Erde und unter hohem Gras versteckten Biester, muss man erst einmal finden und aus dem Boden bekommen. Wir rückten ihnen mit dem Freischneider, Spitzhacke und Spaten zu Leibe. In praller Sonne wurde nun gesucht, gegraben und gebuddelt. Gegen Ende wurden die geerntetn Sprösslinge geschält, zurecht geschnitten und in einem riesigen Topf gekocht. In den darauffolgenden Tagen, bereitete unsere Gastgeberin eine Sorte mit Sojasoße zu und eine andere, nur mit Wasser, welche von uns aufgeschnitten und in großen Netzen getrocknet wird.


Den Samstag Nachmittag hatten wir frei und nutzten diesen um den "Auberge Tosayama" Onsen zu besuchen. Auf unserer 2,5km langen Wanderung durch die japanischen Berge, begegneten uns einige farbenfrohe Blumenexemplare.
Auch wenn ich in den vergangenen 8 Monaten viele faszinierende Pflanzen und Tiere zu Gesicht bekam, schaffen es die besonderen Blumen, auf diesem 34. Breitengrad, mich immer wieder auf's neue zu beeindrucken. In unglaublicher Vielfalt und endlosen Farbvariationen stehen hier solche zarten Geschöpfe, wie Orchideen, einfach so am Straßenrand herum. Azallen, welche bei uns maximal im Blumentopf, auf der sonnigen Fensterbank überleben, tummeln sich hier in jedem Gebüsch.
Eine weitere wundervolle Blüte existiert auf Shikoku in 32 verschiedenen Varianten – die Camelie. Auch sie zähl hier zu den Allerweltsbüschen am Straßenrand.  



Sightseeing - Vom Kochi Castle bis zum Katsurahama Strand

Heute mal ein Mix von Katrin und Tanja: Genau so schnell wie es abends dunkel wird – als ob jemand den Lichtschalter betätigt – wird morgens das Licht angeknipst. Um 4 Uhr ist es hell. Heute klappten auch meine Augen schon zu dieser Zeit auf, da wir hier jeden Abend schon so zeitig schlafen. Gestern bereits 21 Uhr. Ich lauschte dem wilden und wirren Vogelgezwitscher und schlummerte immer nochmal so ein bisschen rum. 
Um 8 Uhr ging es los. Wir fuhren mir unserer Gastgeberin nach Kochi. Heute war Sightseeing angesagt. Sie lud uns beim Castle ab und das Abenteuer begann. Beim Aufstieg zum Castle zeigten sich bereits die ersten Fotomotive – ab da gab es kein Halten mehr – den ganzen Tag wurde geknippst.
Unser Plan sah folgendermaßen aus:
Kochi Castle --> Sunday market --> Chikurinji Tempel --> Katsurahama Strand
Da Plan und Tag den selben Weg gingen, folgt die Vorstellung der Stationen in genau dieser Reihenfolge. 
Das Kochi Castle ist klein, aber fein. Ein sehr altes, beeindruckendes Gebäude, welches innen so verschachtelt ist, wie ein Labyrinth. Wie immer mussten am Eingang die Schuhe ausgezogen und in Boxen verstaut werden. Alle liefen auf Socken und in einem Teil konnten Pantoffeln angezogen werden. Hier wäre ein Loch in der Socke ein enormer Fehltritt! Zum Glück waren unsere Strümpfe lochfrei!
Der Markt dagegen ist groß, lang und voll mit Menschen, welche frisches und verarbeitetes Gemüse, Fisch, Trödel, Pflanzen, alle Varianten an Orangen und Handwerkliches einkaufen. An zahlreichen Ständen gab es lokale Leckereien und auch an Probiermöglichkeiten wurde nicht gespart. Am beeindruckendsten waren die vielen Messerstände und die der Gartenkünstler mit ihren Bonsais.  


Nachdem wir uns satt gesehen hatten, ging es mit dem Bus weiter zum Chikurinji Tempel. Dies ist einer der Pilgertempel des "Ohenro". Ohenro ist der Name eines buddistischen Pilgerweges, auf dem die Gläubigen wandern und nacheinander 88 Tempel besuchen.
Die Tempelanlage betraten wir durch ein großes Tor, bei dem uns bereits die Holzkonstruktion faszinierte. Danach empfing uns eine märchenhaft anmutende, völlig in Grüntöne gehüllte Parkanlage. Der Boden war vollständig mit Moos überzogen. Das muss der Wohnplatz von Prinzessin Mononokes Waldgeistern, Kodamas, sein!
Noch eine lange Treppe hinauf und ein Paradies von zarten Blättern des japanischen Fächerahorns umgab uns. Traumhaft schön!
Was will das Herz eines Reisenden mehr?!? ..und es kam noch besser...


Der SpecialTouristenbus brachte uns das letzte Stück bis zum Katsurahama-Beach. Oh ja, der Blick auf den Pazifik konnte die altehrwürdige Tempelanlage übertreffen. Sanft, mit ungestümen Passagen durchsetzt, schwappten die Wellen an den Kieselstrand. Unsere Füße ließen wir vom Pazifikwasser umspülen und unsere Hosen nass platschen. Der Blick vom Felsen mit dem kleinen roten Tempel bot uns einen Farbenrausch an Blautönen über einem endlos erscheinenden Ozean. Unglaublich, dass diesem so wundervoll schimmernden Pazifik solche unheilvollen Riesenwellen entspringen können. 


Orientierungshilfe


2 Kommentare:

  1. Oh das ist schön mal wieder was von euch zu hören und zu sehen. Irre schöne Bilder...wusste gar nicht das Bambussprossen soooo groß sind...:)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Sind ja auch keine Sprossen Papi. XD Sind ja sozusagen die Wurzelauswüchse. :D

      Löschen